Warum man Kinder nicht zu lange vor dem TV sitzen lassen sollte

Seit Jahren ist die Debatte hinsichtlich des Fernsehkonsums bei Kindern ein Streitthema. Einige Ärzte warnen vor den schädlichen Auswirkungen des allgegenwärtigen und sehr praktischen Fernsehers, der oftmals als kostenlose Babysitter verwendet wird. Denn auf die Gesundheit und das Lernen der Jüngsten soll laut Wissenschaftlern das Fernsehen einen schlechten Einfluss haben. Wenn es für die einen Eltern offensichtlich scheint, dass zu viel Fernsehen schädlich ist, so ist für andere im Moment nichts wissenschaftlich bewiesen. Hier erfahren Sie, weshalb Sie Ihr Kind nicht zu lange vor dem Fernseher sitzen lassen sollten.

Fernsehen und Kinder: nicht für Kinder unter 3 Jahren!

Der Platz eines Kindes unter 3 Jahren ist nicht vor einem Bildschirm, auch nicht vor einer Kinder- oder Bildungssendung! Warum existiert gerade die 3-Jahres-Schwelle? 1999 riet der Amerikanische Pädiatrie-Verband von Screens für Kinder unter 2 Jahren ab. Seitdem haben eine Reihe von Studien gezeigt, dass die Beziehung zur Welt der Kinder bis zum Alter von 3 Jahren noch in der Hochentwicklung ist. Im Alter zwischen 0 und 3 Jahren müssen Kleinkinder, um ihre Fähigkeiten zu entwickeln, alle fünf Sinne aktiv nutzen. Beobachten, Spielen, Berühren und vieles mehr ist wichtig. Die vor dem Fernseher verbrachte Zeit beraubt sie dieser dreidimensionalen Erforschung der Welt. Sie beraubt sie auch einer für sie wesentlichen Sache: der Beziehung zu einem Erwachsenen, es fehlt am verbalen Austausch.

Fernsehen und Kinder: Was sind die Risiken?

Nach Ansicht von Experten sind zwei Stunden Fernsehen pro Tag im Alter von 2, 3 oder sogar 4 Jahren wortwörtlich eine Katastrophe. Wofür genau machen sie die Bildschirme verantwortlich? Vor allem dafür, dass das Fernsehen katastrophale Folgen für die Entwicklung von Sprache und Intelligenz bei ihnen hat.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Kinder dadurch passiv werden. Vor dem Alter von drei Jahren wird das Kleinkind von der Leinwand eingeholt. Es sieht Bilder, formt, hört Töne, aber es versteht nichts. Und sobald sich der Bildschirm ausschaltet, wird ihm langweilig. Das Kind weiß nicht mehr, wie es in sich selbst die Ressourcen finden kann, die es ihm ermöglichen würden, Spaß zu haben.

Screens verdreifachen das Risiko von Sprachstörungen

Die folgende Umfrage basiert auf der Beobachtung von 276 Kindern im Alter zwischen 3,5 und 6,5 Jahren in Ille-et-Villaine (Bretagne). Bei 167 von ihnen wurden primäre Sprachstörungen diagnostiziert (Dysphasie, Stottern, Wortschatzmangel), und 109 Kontrollen zeigten keine Verzögerung in der kindlichen Entwicklung. Die Eltern schilderten den Bildschirmkonsum und die Sprachbeeinträchtigungen ihrer Sprösslinge. Während einer typischen Schulwoche wurden 44,3 % der Fälle und 22 % der Kontrollen [nicht diagnostizierte Kinder] am Morgen vor der Schule einem Bildschirm ausgesetzt. In beiden Gruppen waren sie in 40% der Zeit allein vor dem Bildschirm.

Diese Fall-Kontroll-Studie hat ergeben, dass ein Kind, das morgens den Bildschirmen ausgesetzt ist, eine dreimal höhere Wahrscheinlichkeit hat, Sprachstörungen zu entwickeln. Für ein Kind, das zudem nach der Benutzung der Bildschirme nicht mit seinen Eltern spricht, ist das Risiko sechsmal höher.

Begleitung zu Bildschirmen

Andere Studien hatten bereits vor den Gefahren der Sprachentwicklung gewarnt. Sie betonten dabei zwei wichtige Punkte: Je früher und länger Kinder Bildschirme benutzen, desto schwieriger wird es für sie, sich Vokabeln anzueignen.

Das Kind zu beobachten, mit ihm zu spielen oder, falls dies nicht möglich ist, mit ihm eine Nachbesprechung durchzuführen, ist unerlässlich für dessen Sprachentwicklung. Es ist wichtig, zu sehen, was das Kind verstanden hat und was es wiederholen kann.

Erhöhte Wachsamkeit und Erschöpfung

Wie können diese Schlussfolgerungen erklären, dass einige Spiele oder Programme den Eltern versprechen, dass ihre Kinder dadurch besser rechnen oder sogar mehrere Sprachen beherrschen können? Um geistig zu wachsen, braucht das Gehirn eine Aufgabe, die sich mit der Zeit wiederholt, intensiv ist und Anstrengung erfordert.
Darüber hinaus erschöpft die Aussetzung vor einem Fernseher die Konzentration eines Kindes, wodurch seine Lernbereitschaft automatisch sinkt. Dies gilt sowohl für den Fernseherkonsum am Morgen als auch am Abend.

Ein weiterer Grund dafür, dass Sie Ihr Kind nicht zu lange fernsehen lassen sollten: Studien zufolge sieht fast jedes zweite Kind allein fern. Um zu lernen, braucht vor allem ein Kleinkind Interaktion und gemeinsame Aufmerksamkeit. Diese gemeinsame Aufmerksamkeit erhält es dadurch, dass beispielsweise eine Person ihm ein Klavier zeigt, welches es anschließend mit einem Wort, nämlich Klavier assoziieren kann.

Die Frage des Inhalts

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass sich frühere Studien im Allgemeinen auf die Auswirkungen des bloßen Fernsehens konzentriert haben. Heute jedoch hat die Verbreitung von Tablets, Smartphones und Computern auch die Aufmerksamkeit der Kleinkinder gewonnen. Der Unterschied ist hierbei, dass das stundenlange Ansehen von Clips nichts mit dem Verfolgen eines Bildungsprogramms zu tun hat.

Aber: Wenn ein Fernsehprogramm besonders reichhaltig an Inhalt ist, ist es nicht ausgeschlossen, dass es positive Auswirkungen auf die Sprache und auf das Allgemeinwissen hat. Eine Studie zeigte beispielsweise, dass Kinder durch die Sendung Dora the Explorer zusätzlich an Wortschatz gewannen.

Fazit: Fernsehen und Kinder: nach 3 Jahren vorsichtig sein!

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass ab dem Alter von 3 Jahren das Fernsehen wissenschaftlich erlaubt ist. Hierbei sollten Sie aber einige Dinge beachten. Zunächst einmal müssen Sie die gesamte Bildschirmzeit bedenken, dazu gehören Fernseher, Computer und auch Spielkonsolen. Beim Fernsehen sollten Sie berücksichtigen, wie lange der Fernseher im Zimmer läuft, auch wenn das Kind gerade nicht vor dem Fernseher sitzt. Im Alter zwischen 3 und 5 Jahren können Sie Ihr Kind pro Tag bis zu einer Stunde fernsehen lassen, ohne große Bedenken dabei zu haben.

Dagegen sollte das Fernsehen im Schlaf- und Kinderzimmer verboten werden. Dies heißt auch, dass Sie Ihr Kind nicht allein vor dem Fernseher sitzen lassen sollten. Am besten ist es, wenn man als Elternteil immer in Hörweite bleibt, damit das Kind auch über das sprechen kann, was es gerade im Fernsehen sieht. Falls Ihr Kind eher mundfaul ist, so können Sie es beispielsweise zum Reden animieren, indem Sie sich für ein paar Minuten neben ihn setzen und einen Dialog beginnen, der mit dem Inhalt des Films oder der Sendung zu tun hat. Hier ein Beispiel: „Das Meer sieht ja auf dem Bildschirm richtig kristallblau aus. Ganz anders als der See in unserem Dorf. Weißt du, wo das ist?” So lernt das Kind, dass Bilder nicht nur das sind, was man anschaut, sondern auch das, worüber man sprechen kann.